In einer einzigen Nacht ist die Heimat Tausender Menschen in den Wasserfluten untergegangen. Viele Menschen haben alles verloren und konnten nur ihr nacktes Leben retten.

Was ist passiert?

In der Nacht vom 14. auf den 15. Juli hat das Ahrtal eine furchtbare Katastrophe ereilt. Aufgrund stundenlangen Starkregens ist die Ahr in einem bis dahin unvorstellbares Maß angeschwollen und hat Pegelstände erreicht, die so noch nie dagewesen sind. Die Flut nahm derartig gravierende Ausmaße an, dass ab einem gewissen Zeitpunkt keine konkreten Messungen mehr möglich waren. Die Pegel wurden schlichtweg von den Wassermassen abgerissen und weggespült. In der Folge basierten die übermittelten Wasserstände auf Projektionen des Landesumweltamtes. Auch andere Teile unseres Landes etwa die Eifel und die Region Trier waren von diesem Hochwasser betroffen, mit erheblichen Schäden – allerdings nicht in dem Umfang, der an der Ahr zu beklagen ist.

Das Ausmaß der Zerstörung im Ahrtal lässt sich kaum beschreiben. In nur einer Nacht haben nach jetzigem Stand in Rheinland-Pfalz 134 Menschen ihr Leben verloren. Darunter 12 Bewohner einer Einrichtung für behinderte Menschen in Sinzig. Viele andere werden noch vermisst. Hunderte wurden zum Teil schwer verletzt. Ganz zu schweigen von Traumata, die die Betroffenen lange, wenn nicht ein Leben lang, begleiten werden.

In einer einzigen Nacht ist die Heimat Tausender Menschen in den Wasserfluten untergegangen. Viele Menschen haben alles verloren und konnten nur ihr nacktes Leben retten. Schon die Fernsehbilder sind brutal. Sie können aber das ganze Ausmaß des Grauens nicht vermitteln. Das wunderschöne Ahrtal, eines der touristischen Zentren unseres Landes, ist nach der Flut nicht wiederzuerkennen. Häuser, Brücken, Wasser- und Abwasserleitungen, Strom- und Gasversorgung, Kommunikationsinfrastruktur, Schienenwege, Schulen, Kitas, Arztpraxen, Einkaufsmöglichkeiten, Lebensplanen…schlichtweg alles wurde zerstört.

Was die Menschen dort sehen, was sie erleben und erleiden, der Verlust von Angehörigen und Freunden, von Zuhause, Hab und Gut und Existenz ist kaum zu verkraften.

 

Hilfen durch die Bundesregierung und die Länder

Am 10. August 2021 hat die Bundesregierung gemeinsam mit den Bundesländern einen Beschluss zur “Bewältigung der Hochwasserkatastrophe und ihrer Folgen” verfasst. Darin enthalten sind sechs Schritte:

  1. Die Bundesregierung wird sich zur Hälfte an den Soforthilfen der betroffenen Länder beteiligen. Die Soforthilfen dienen der Überbrückung von Notlagen bei Bürgerinnen und Bürgern sowie in Land- und Forstwirtschaft, gewerblicher Wirtschaft und Kommunen. Zunächst geht es um 400 Millionen Euro, eine Deckelung der Gesamtsumme gibt es aber nicht. Außerdem wurde eine Aussetzung der Insolvenzantragspflicht bis 31. Oktober 2021 beschlossen.

  2. Der Bund und die Länder beteiligten sich je zur Hälfte an den Kosten des Wiederaufbaus. Der Bund wir so schnell wie möglich die bundeseigene Infrastruktur wiederherzustellen. Es wird ein nationaler Fonds mit dem Titel „Aufbauhilfe 2021“ gebildet.

  3. Alle notwendigen Regelungen wie Verordnungen und Verwaltungsvereinbarungen werden unverzüglich erarbeitet und veröffentlicht. Für die Schadenbeseitigung kann auf die vorherige Bewilligung von Maßnahmen verzichtet werden.

  4. Der Bund und die Länder verzichten auf die Kostenerstattung für ihre jeweiligen Einsatzkräfte durch Länder und Kommunen.

  5. Bund und Länder streben Maßnahmen zur Verbesserung der dezentralen Warnung der Bevölkerung im Katastrophenfall an. Dazu gehören ein Sirenenförderprogramm des Bundes (88 Mio. EUR) und das sog. CellBroadcasting System, mit dem die Bevölkerung per Textnachricht auf dem Mobiltelefonen gewarnt werden kann.

  6. Die Justizminister des Bundes und der Länder werden eine Pflichtversicherung für Elementarschäden prüfen.

Den gesamten Beschluss gibt es hier zum Download.